Cleverness statt Leistungsstress

Welche Führungskraft kennt das nicht: die Zielerreichung hat oberste Priorität. Mitarbeiter werden danach beurteilt, wie gut sie die gemeinsam gesetzten Ziele erreicht haben. Ob jemand „result–oriented“ bzw. ergebnisorientiert ist und in diesem Sinne arbeiten kann gilt oft als wichtige Eigenschaft bei der Einstellung neuer Mitarbeiter und wird bei der Leistungsbewertung von Mitarbeitern gerne als Qualitätskriterium ins Feld geführt.

Mit zuviel Ergebnis-Orientierung kann es jedoch schnell passieren, dass man Wesentliches übersieht. Kreativität im Denken und das Ausprobieren von Neuem wird durch eine rein ergebnisorientierte Haltung und Vorgehensweise nicht gefördert. Es kann daher passieren, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Wer als Führungskraft immer nur Ziele verfolgt wird einseitig. Wesentliches, das ausserhalb dieser Zielerreichung liegt wird dann leicht übersehen, weil man es einfach nicht im Fokus hatte.

Auf dem Beifahrersitz: zuhören, loslassen und zwischen den Zeilen lesen.

Damit Neues im Gehirn passieren kann, muss man sich auf Dinge einlassen können, sich sozusagen auf den „Beifahrersitz“ begeben, anstatt selbst zu steuern. Eine Haltung, die für manche Führungskraft schwer zu ertragen ist.

Gerald Hüther brachte in diesem Zusammenhang ein wunderbares Beispiel in einem seiner Vorträge: man ließ Probanden virtuell (mit Joy-Stick) auf dem Nürburgring im Rennwagen fahren und hat deren Gehirnaktivität gemessen. Ergebnis: Gehirnaktivität mäßig. Ließ man die Probanden jedoch auf dem Beifahrersitz Platz nehmen und Michael Schumacher fuhr: Gehirnaktivität hoch und zwar an mehreren Stellen!

Das zeigte deutlich, dass man sich öfter mal auf den “Beifahrersitz” setzen sollte, wenn man seine Gehirnregionen aktivieren will um auf neue Ideen zu kommen. Ein wichtiger Impuls für den Führungsalltag: statt verbissener Zielverfolgung auch mal zuhören, sich einlassen, zwischen den Zeilen lesen und so eine andere Haltung einnehmen. So hat man mehr Gehirnkapazität zur Verfügung und findet sehr wahrscheinlich schneller zum Ziel. Im Führungskräftecoaching trainiere ich das mit meinen Klienten.

Bei der Einschätzung, ob Sie als Führungskraft öfter mal „auf den Beifahrersitz“ sollten, können folgende Leitfragen hilfreich sein:

  • Hatten Sie schon mal den Eindruck auf dem falschen Weg zu sein?
  • Reagieren Ihre Mitarbeiter negativ auf die gesetzten Ziele?
  • Fällt es Ihnen selbst schwer hinter den Zielen zu stehen?
  • Ist Ihnen der Weg unklar auf dem die Ziele erreicht werden sollen?
  • Stimmt das Ergebnis nicht mit dem überein, was sie erreichen wollten?

Eine gute Zielvereinbarung ist unerlässlich für das Erreichen guter bis sehr guter Ergebnisse.

Basis für das Loslassen bzw. mal auf den „Beifahrersitz“ gehen ist natürlich, dass Sie mit Ihren Mitarbeitern und für Ihre Abteilung Ziele vereinbart haben. Dieser Prozess ist wesentlich um im Endeffekt sehr gute Ergebnisse erzielen zu können. Nur dann lohnt es sich, bewusst eine Haltungsänderung vorzunehmen, um die Musik zwischen den Zeilen wahrnehmen zu können.